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Geld kauft Geist

31. Sozialtag vom 9. Januar 2016 in Goldau.

Einladung

Geld kauft Geist und Geist beeinflusst Geld: Rückmeldungen der Teilnehmenden (Download pdf)

Medienmitteilung zum Sozialtag 2016.  Von Erich Herger.

Es braucht eine Aufklärung

«Geld kauft Geist» war das Thema am Sozialtag der KAB Schweiz in Goldau 

Über Geld spricht man nicht. Doch, bei der KAB, und zwar grundsätzlich: Wir mit dem Geld und das Geld mit uns. Fazit des Sozialtages: Es braucht eine monetäre Aufklärung – auch im Hinblick auf die Vollgeld-Initiative.

Der Streit um Geld und die Suche nach Geist stehen im Widerstreit, müssten aber nicht: «Wo der Geist eine Heimstatt hat, kann Geld sehr wohl zum Segen werden.» Vor über 170 Jahren vermittelte Jeremias Gotthelf diese Botschaft. Hat sie etwas von ihrer Gültigkeit verloren?

Xaver Vogel, Präsident der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Schweiz, erinnerte zur Eröffnung des 31. Sozialtages vom 9. Januar in Goldau an das Werk «Geld und Geist» von Jeremias Gotthelf, der sich mit Kritik an Missständen nicht zurückhielt. Es sei an der Zeit, grundsätzlich über Geld nachzudenken. Am 22. Dezember 2015 wurde mitgeteilt, dass die Eidgenössische Volksinitiative «Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank!», die sogenannte Vollgeld-Initiative, zustande gekommen ist. Noch bis am 25. Juni 2016 ist die Ausstellung «Geld – Jenseits von Gut und Böse» im Stapferhaus in Lenzburg zu sehen. «Gleichzeitig beobachten wir einen neuen Umgang mit Geld», betonte Thomas Wallimann-Sasaki, der Leiter des Sozialinstituts der KAB. Es lohne sich, dem Geld etwas Zeit und Gedanken zu widmen. Das taten rund 100 Personen.

Geld im Dienst der Lebensqualität

Das Thema «Geld kauft Geist» am KAB-Sozialtag wurde aus verschiedenen Blickwinkeln aufgegriffen. Betriebsökonom Christian Kobler, Verwaltungsratspräsident der Forma Futura Invest AG, Spezialist für nachhaltige Vermögensverwaltung, sprach zur Rolle des Geldes zwischen Faszination und Grenzen, über das Geld als Treibstoff und Messlatte der Wirtschaft. Geld als Kompass ist untauglich, erklärte er. «Es geht um Lebensqualität, die Deckung materieller Grundbedürfnisse, um Sicherheit, um soziale Beziehungen, um Wahl- und Handlungsfreiheit. Geld steht im Dienst der Lebensqualität.»

Korrektur mit der Vollgeld-Initiative

Hansruedi Weber stellte die Vollgeld-Initiative vor. Es brauche eine monetäre Modernisierung. «Was viele nicht wissen: Banken stellen eigenmächtig Geld her. Unglaublich, aber leider wahr!» 90 Prozent des Geldes sei Buchgeld. Hansruedi Weber: «Mit diesem von den Banken selbst gemachten Buchgeld spekulieren sie in grossen Finanzblasen. Wenn es Profite gibt, gehören sie den Banken. Bei Verlusten werden die Steuerzahler zur Kasse gebeten. Das heisst: Der Staat muss sie retten.» Die Schweizerische Nationalbank habe diesbezüglich ungenügende Einflussmöglichkeiten. Das sei ein Fehler und müsse sich ändern. Die Vollgeld-Initiative führe zu einer einfachen, aber wirkungsvollen Verbesserung des Bankensystems. «Diese Verbesserung kostet die Steuerzahler nichts und bringt allen deutlich mehr Sicherheit», erklärte Hansruedi Weber.

Eine zweite Aufklärung

Geld als Glaubenssache, das war der Blickwinkel von Detlef Vögeli, Gesellschaftswissenschafter und Projektleiter der Ausstellung «Geld – Jenseits von Gut und Böse». Die Ausstellung lädt zu einer Debatte ein, die seit der Antike für heisse Köpfe sorgt und heute brisanter ist denn je. Ist es gerecht verteilt? Wie viel Geld brauchen wir, um glücklich zu sein? Ist es das Geld, das die Welt zusammenhält? Detlef Vögeli: «Ökonomen sind die Propheten unserer Zeit.» Begleitet wurden die Referate und Gedanken zum Thema «Geld kauft Geist» durch philosophische Zwischenrufe und Zwischentöne mit Robert Unteregger. Er ist Philosoph und Mitgründer der Stiftung Zukunftsrat und der Baustelle Zukunft. «Die Finanzkrise ist der Normalzustand, und das ist überhaupt nicht beruhigend», betonte er.

Die anschliessenden Gespräche und eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Thomas Wallimann-Sasaki halfen mit, Fragen zu stellen, Gedanken weiterzuentwickeln und die Logik des Geldes zu orten. Fazit des Sozialtages: Es braucht mehr Eigenverantwortung und eine zweite Aufklärung, eine Aufklärung in Sachen Geld, eine Aufklärung gegen die Fernsteuerung, denn wir wissen eigentlich so wenig über Geld. Robert Unteregger: «Wir brauchen mündige Wirtschaftsbürgerinnen und -bürger.»

«Der Sozialtag war eine hoch interessante Auseinandersetzung über unser Mass aller Dinge, das Geld», wie Xaver Vogel zum Schluss erklärte. Denn: Geld ist eine gut erzählte Geschichte, aber gibt kein Sättigungsgefühl. Der nächste Sozialtag findet am 14. Januar 2017 statt.